Martin Cooper: Der Pate des Mobiltelefons

Martin Cooper: Der Pate des Mobiltelefons

Das Festnetztelefon von Dr. Joel S. Engel klingelte dröhnend. Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang süffisant: „Joel, hier ist Marty. Ich rufe dich mit einem Mobiltelefon an, einem echten tragbaren Mobiltelefon.“ Es war der 3. April 1973, der Tag, an dem Dr. Engel, Leiter der Unternehmensplanung bei AT&T, als erster Mensch in der Geschichte einen Anruf von einem Mobiltelefon erhielt — von seinem Hauptkonkurrenten, Martin Cooper, Leiter der Abteilung Kommunikationssysteme bei Motorola.

Cooper rief an, als er, begleitet von Reportern, auf dem Weg zu einer Pressekonferenz im New Yorker Hilton in Midtown Manhattan war. Dieser Moment markierte das Ende eines langen Wettlaufs um die Bereitstellung von Mobilfunk für die Öffentlichkeit.

„Coopers Original-Handy wog mehr als ein Kilogramm und bot sagenhafte 20 Minuten Gesprächszeit, bevor es 10 Stunden lang aufgeladen werden musste. Es war weit entfernt von der Funkgerät-Armbanduhr des hartgesottenen Comic-Detektivs Dick Tracy, von der es inspiriert wurde...“.

AT&T hatte jahrelang massiv in Autotelefone investiert, die sie als nächsten logischen Schritt in der Entwicklung von Telefonsystemen ansahen. Im Versuch, den Mobiltelefonmarkt zu monopolisieren, hatten sie sich sogar an die Federal Communications Commission (FCC) gewandt, um exklusive Frequenzrechte zu erhalten — ein Schritt, der von der FCC durchaus begrüßt wurde, da er das Lizenzverfahren vereinfachte.

Um nicht ins Hintertreffen zu geraten, startete Coopers Abteilung bei Motorola einen Gegenangriff – sie argumentierten vor der FCC, dass ein Monopol von AT&T über das Frequenzspektrum den Markt bedrohe. Darüber hinaus trieb Cooper ein schier überehrgeiziges Projekt voran: ein wirklich persönliches Kommunikationsgerät, mit dem man nicht an ein Auto, ein Haus oder ein Büro gebunden war. In Coopers eigenen Worten „war die Zeit reif für echte ‚persönliche Kommunikation’“. Eine Vision, die im dichten Verkehr der 6th Avenue tatsächlich verwirklicht wurde. AT&T hatte das Rennen verloren — und Motorola stand an der Spitze der Telekommunikationsindustrie.

Martin Cooper ist ein Visionär der Telekommunikation, dessen Name direkt neben Alexander Graham Bell im Lexikon der ganz Großen der Telekommunikation steht. Nach seinem Master of Science in Elektrotechnik am Illinois Institute of Technology arbeitete Cooper mehrere Jahre bei Teletype in Chicago, bevor er 1954 als leitender Entwicklungsingenieur zu Motorola kam – eine Chance, die er als mit das Beste bezeichnete, das ihm je widerfahren ist. „Wenn man die Gesellschaft verändern wollte, war Motorola der richtige Ort dafür“, bemerkte er einmal. Das Motorola Management unterstützte Coopers Vision von persönlicher Mobilität. Sie investierten 100 Millionen Dollar in seine Abteilung, bevor irgendwelche Einnahmen erzielt wurden.

Ihre Investition zahlte sich in Form eines persönlichen, tragbaren Mobilfunkgerätes aus, das liebevoll „Der Ziegelstein“ genannt wurde. Coopers Original-Handy wog mehr als ein Kilogramm und bot sagenhafte 20 Minuten Gesprächszeit, bevor es 10 Stunden lang aufgeladen werden musste. Und obwohl es weit entfernt war von der Funkgerät-Armbanduhr des hartgesottenen Comic-Detektivs Dick Tracy, von der es inspiriert wurde, revolutionierte Der Ziegelstein die persönliche Kommunikation.

Coopers Mobiltelefon funktionierte über ein Barebone-Netz, das als Vorläufer für alles von 0G bis 5G angesehen werden kann. Um diese frühen Geräte zu verbinden, hatte Motorola eine Basisstation auf dem Dach des Burlington House (dem heutigen AllianceBernstein-Gebäude) eingerichtet, die direkt mit dem AT&T-Festnetz-Telefonsystem verbunden war. Auch wenn es noch rudimentär war, arbeiteten Cooper und sein Team später am ersten Netzwerk für die Mobilfunkkommunikation. 1975 wurde Martin Cooper als Haupterfinder auf dem Patent für das Funktelefonsystem genannt, das als erste Beschreibung eines Betriebsstandards für die Mobilfunkkommunikation gilt.

Martin Cooper legte den Grundstein für einen Großteil der heutigen Telekommunikationsindustrie. Im Jahr 2013 wurde er für seine Arbeit mit dem Marconi-Preis ausgezeichnet – eine beispiellose Ehre auf dem Gebiet der Kommunikations- und Informationswissenschaften. In den Worten des stellvertretenden Vorsitzenden der Marconi Society, Vint Cerf, „verursachte die Idee der 'personen-zentrierten' Telekommunikation, anstatt ortsgebunden zu sein … eine tektonische Verschiebung in der Industrie“.

Nur wenige Erfinder haben den Verlauf der menschlichen Kommunikation in dem Maße beeinflusst wie Cooper. Und ganz sicher hat das keiner mit einem spontanen Telefonanruf bei seinem größten Konkurrenten getan, und dabei noch Salz in die Wunde gestreut, indem er genau die Erfindung benutzte, die seinen Triumph bedeutete.

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